Wenn es langsam, aber sicher auf den Ruhestand zugeht, machen
viele Menschen sich nicht nur in puncto Wohnsituation Gedanken. Neben
der Frage, ob die eigene Immobilie im Alter noch die passende ist,
kommen auch ganz andere Überlegungen auf: Was fange ich mit der neuen
freien Zeit an, und wie halte ich mich geistig fit? Immer mehr Rentner
entscheiden sich für ein Studium. Und machen damit alles richtig.
Es ist wissenschaftlich erwiesen, dass lebenslanges Lernen wie ein
Jungbrunnen für Geist und Körper wirkt. Ältere Menschen, die nicht
aufhören, sich Wissen anzueignen, und stattdessen neugierig weiter
streben, bleiben vital und in Bewegung.
Der Ruhestand ist der perfekte Zeitpunkt, um sich genau den
Interessen zu widmen, die in den Berufsjahren und familienintensiven
Zeiten viel zu kurz kamen. Für manche Rentner bedeutet dies sogar, sich
noch einmal bzw. erstmals an einer Universität zu immatrikulieren oder
Volkshochschul-Kurse zu belegen.
Kunstgeschichte hat Sie schon immer interessiert, und es wäre doch
schön, mehr über die Gemälde zu erfahren, die Sie regelmäßig im Museum
besuchen? Oder hadern Sie noch heute damit, dass Sie sich damals für ein
„vernünftiges“ Studienfach wie Betriebswirtschaftslehre entschieden
haben, anstatt all Ihre Bedenken und die Ihrer Eltern über Bord zu
werfen und sich für Philosophie einzuschreiben? Sie bewundern die jungen
Leute für ihren intuitiven Zugang zu den neuen Medien und wären gerne
selbst IT-Spezialist?
Egal ob an einer Fachhochschule oder Universität, ob mit
Immatrikulation oder als Gasthörer – für ein Neu- und Umlernen ist es
nie zu spät. Wer Sorge hat, sich umgeben von Studenten in den Zwanzigern
wie ein Exot zu fühlen, kann einen sogenannten Senioren-Studiengang
belegen. Etwa ein Drittel der deutschen Hochschulen bietet diese
speziell für Menschen im Rentenalter vorgesehenen Studiengänge an; die
Auswahl an Studienfächern ist groß. Und mit Gasthörer-Status ist sogar
Studieren ohne Abitur ganz unkompliziert möglich.
Die Studiengebühren sind je nach Uni ganz unterschiedlich und liegen zwischen 30 und 300 Euro pro Semester.
Aber sich unter Druck setzen, um den Abschluss zu schaffen, das muss
im Alter wahrlich niemand mehr. Schließlich geht es nun nicht mehr
darum, eine Berufsqualifikation zu erreichen. Vielmehr gönnen Sie sich
jetzt den Luxus des Lernens, aus reiner Freude und um die grauen Zellen
auf Trab zu halten.
Doch nicht nur das Studieren befördert die geistige Vitalität. Wer
seinen Horizont erweitert, knüpft auch automatisch spannende Kontakte.
Insbesondere in den Senioren-Studiengängen trifft man unter den
Kommilitonen auf Gleichgesinnte in einer vergleichbaren Lebensphase. In
der Mensa oder bei der Vorbereitung auf ein gemeinsames Referat entsteht
Raum, um sich auszutauschen und gegenseitig Tipps zu geben.
Viele „ältere Semester“ bewegen ganz ähnliche Fragen, angefangen von
der Strukturierung Ihres Alltags im Ruhestand bis hin zu Gedanken über
die nähere Zukunft. Wo stehen eventuell Veränderungen an, welcher
Lebensbereich sollte beizeiten angepasst werden?
Sie werden sehen, dass Sie mit Ihren Überlegungen nicht allein sind.
Auch die Fragen rund um das Wohnen im Alter sind für andere ein Thema.
Profitieren Sie in anregenden Gesprächen von den Erfahrungen Ihrer neuen
Studienkollegen.
Und wer weiß … Sie wären nicht die einzige Person über 50, die sich
plötzlich in einer Studenten-WG wiederfindet, die gleichzeitig auch eine
Senioren-WG ist.